Rudolf Klein-Rogge: Unterschied zwischen den Versionen
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Es geschah gelegentlich einer Berliner Straßenaufnahme zu dem Film „Dr. Mabuse“... Ich hatte just eine freie Viertelstunde und zog mich vor der Sonne und den Blicken der neugierigen Zuschauer in den großen, dämmerigen Toreingang einer allen Mietskaserne zurück. Dort setzte ich mich auf eine Treppenstufe und da ich noch nicht gefrühstückt hatte, zog ich mein Schinkenbrot hervor und begann es in aller Ruhe zu verzehren. | Es geschah gelegentlich einer Berliner Straßenaufnahme zu dem Film „Dr. Mabuse“... Ich hatte just eine freie Viertelstunde und zog mich vor der Sonne und den Blicken der neugierigen Zuschauer in den großen, dämmerigen Toreingang einer allen Mietskaserne zurück. Dort setzte ich mich auf eine Treppenstufe und da ich noch nicht gefrühstückt hatte, zog ich mein Schinkenbrot hervor und begann es in aller Ruhe zu verzehren. |
Version vom 26. Juni 2020, 16:38 Uhr
Als ich arretiert werden sollte..."
Ein Bericht von Rudolf Klein-Rogge aus 1925
Es geschah gelegentlich einer Berliner Straßenaufnahme zu dem Film „Dr. Mabuse“... Ich hatte just eine freie Viertelstunde und zog mich vor der Sonne und den Blicken der neugierigen Zuschauer in den großen, dämmerigen Toreingang einer allen Mietskaserne zurück. Dort setzte ich mich auf eine Treppenstufe und da ich noch nicht gefrühstückt hatte, zog ich mein Schinkenbrot hervor und begann es in aller Ruhe zu verzehren.
Ich trug die realistische Kleidung und Maske eines östlichen Hausierers - eine der vielen Verkleidungen, in denen „Dr. Mabuse“ die Mitwelt in Verwirrung zu setzen beliebte - und plötzlich mischte sich ein Haar des mit Mastix angeklebten Bartes unter meinen Imbiß. Meine Kehle fühlte sich gereizt, verbündete sich augenblicklich mit der Luftröhre und in meinem Halse brach eine Revolution aus, die sich in Husten, Prusten und kleinen Erstickungsanfällen äußerte.
Gerade im Augenblick der heftigsten Erruptionen kam ein wackerer, grüner Schupomann majestätisch die Treppe herabgeschritten.
Meiner ansichtig werdend, blieb er stehen und in seiner Miene und Haltung drückte sich äußerste Mißbilligung aus.
„Was machen Sie hier?“ fragte er streng.
Mich schüttelte der Husten. Ich konnte kein Wort hervorbringen.
Mein Erstickungsanfall blieb jedoch ohne den mindesten Eindruck.
„Was suchen Sie hier?“ wiederholte der Hüter des Gesetzes.
Ich versuchte durch beschwichtigendes Armgefuchtel Aufschub des Verhörs zu erwirken, bis ich ausgehustet haben würde. Aber die ausdrucksvolle Gebärden- sprache - beim Film so notwendig und wirksam - verfing hier nicht.
„Haben Sie einen Gewerbeschein?“
Über diese Frage wäre ich auch ohne den Hustenanfall, der mich krampfartig schüttelte, sprachlos gewesen...
Aber mein Peiniger ließ nicht locker.
„Wenn Sie sich nicht ausweisen können, muß ich Sie zur Wache bringen. Machen Sie keine Geschichten. Nehmen Sie Ihren Kasten und kommen Sie mit.“
Als ich schließlich einen langwierigen und unartikulierten Versuch der Aufklärung unternahm, faßte er mit kräftigen, aber doch vorsichtigen Fingern nach meinem Kaftan und führte mich auf die Straße. Führte mich links herum, während rechts an unserem Film gedreht wurde...
Die Zuschauer wurden aber auf uns aufmerksam. Sie begannen zu johlen. Und endlich vernahm ich Fritz Langs, des Regisseurs, erlösende Stimme:
„Klein-Rogge, wo willst du denn hin?“
Da gab mich der biedere Schupomann endlich frei.
Allmählich kam mir auch die Sprache wieder.
Es folgte allgemeine Aufklärung. Großes Gelächter. Dicke Friedenszigarre...
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