Clemens Dieckmann: Unterschied zwischen den Versionen

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Clemens ''Gustav Willy'' Dieckmann (* 26. Februar 1902 in Berlin - + 1941 in Berlin-Mitte) war ein deutscher Filmjournalist und Fachbuchautor.
 
Clemens ''Gustav Willy'' Dieckmann (* 26. Februar 1902 in Berlin - + 1941 in Berlin-Mitte) war ein deutscher Filmjournalist und Fachbuchautor.
  

Version vom 8. August 2020, 19:13 Uhr

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Clemens Gustav Willy Dieckmann (* 26. Februar 1902 in Berlin - + 1941 in Berlin-Mitte) war ein deutscher Filmjournalist und Fachbuchautor.

Zwei Artikel aus der Feder Clemens Dieckmann`s:

Der Film und seine Reklame. vom 23. Januar 1926

"Viel, sehr viel ist schon über dieses Thema gesagt worden - recht wenig hat es genutzt. Wann endlich wird die Filmindustrie erkennen, daß eine künstlerische Reklame für ihre Produktion genau so wichtig ist, als ein gutes Manuskript für die Herstellung eines Films. Das, was man heute an Reklame für einen Film zu sehen bekommt, nötigt dem gebildeten Beschauer zu neunzig Prozent das Urteil "scheußlich" ab. Es ist äußerst bedauerlich, daß gerade in der deutschen Filmindustrie so wenig Wert auf künstlerische Ausgestaltung der Reklame gelegt wird, die den Zweck der Reklame bedeutend steigert, während die leider zum größten Teil noch übliche Kitschreklame voll ­ kommen ihre Wirkung verfehlt. Die Versuche namhafter Künstler, das Reklame ­ gebiet des Films einem künstlerischen Einfluß zugäng ­ lich zu machen, sind bedauerlicherweise immer wieder an dem Unverständnis der Leitungen der einzelnen Firmen gescheitert, die sich - mit wenigen Ausnahmen - allen Neuerungen und Vorschlägen verschließen. Ein Wort des Herrn Generaldirektors genügt - und ein künstlerisch und reklametechnisch hochwertiger Entwurf wandert in den Papierkorb, um durch sen ­ sationellen oder süßlichen Kitsch ersetzt zu werden. Was in der deutschen Filmindustrie an geschmack ­ losen Plakaten und Inseraten herausgebracht wird, ist geradezu erstaunlich. Es ist darum auch gar nicht verwunderlich, wenn das Ausland - und speziell die Länder, in denen die Reklamekunst gepflegt wird - unsere Plakate usw. ablehnen und sich die Reklame für den von uns gekauften Film nach eigenen Ent ­ würfen anfertigen lassen. Das ist, wie gesagt, nicht verwunderlich - aber höchst traurig! Deutschland, das als Ursprungsland hochkünstlerischer Filmwerke mit an erster Stelle steht, muß endlich auch dafür Sorge tragen, daß das schmückende Beiwerk zu seinen Filmen und in erster Linie die Publikationsreklame im In- und Ausland eine andere, bessere wird! Man studiere die ausländischen Zeitungen und wird einen Begriff bekommen, was überhaupt Reklame ist, denn das wissen in der dentschen Filmindustrie nur wenige. Die Herren Fabrikanten und Verleiher glauben, daß, wenn sie nach alter Gewohnheit treu und brav jede Woche in den Fachzeitungen ihre mehr oder minder geschmacklosen Inserate loslassen und dann noch vor der Uraufführung des Films ein paar Broschüren in die Welt schicken und die Reklame ­ säulen mit Sensationsplakaten bepflastern, ihrer Re ­ klamepflicht genügt zu haben. Nein! - diese Art Reklame ist völlig sinnlos und verfehlt vollkommen die beabsichtigte Wirkung. Und nicht nur das, sie wird in vielen Fällen sogar schädigend wirken. Man vergleiche eine englische oder amerikanische Fachzeitschrift mit einem deutschen Fachblatt. Das Re ­ sultat wird niederschmetternd sein. Geschmackvolle Aufmachung, künstlerische Ausgestaltung und wenige Worte auf der einen Seite - Geschmacklosigkeit, Kitsch und viel Geschrei auf der anderen Seite. Selbst ­ verständlich ist auch die ausländische Reklame noch nicht vollkommen, auch dort findet sich noch viel Un ­ schönes und Ueberflüssiges, doch im Vergleich mit der deutschen Pilmreklame ist sie als nachahmenswert anzusprechen. Betrachten wir einmal die Entstehung unserer üblichen Filmreklame im Rahmen eines Fabrikations ­ betriebes. Wenn das Manuskript des zu drehenden Films feststeht, beginnt die sogenannte Vorreklame, d. h. es erscheinen in den Fachzeitungen usw. Inserate mit dem Titel des Manuskripts, bezw. des Films und der Mitteilung, daß die Aufnahmen begonnen haben, ln der nächsten Woche werden dann auf demselben Wege die Namen der Darsteller, Regisseur usw. bekanntgegeben. Über die Notwendigkeit dieser "Vor ­ reklame" kann man verschiedener Ansicht sein, hier handelt es sich um die Aufmachung. Im allgemeinen: weißes Papier, schwarze Buchstaben - vielleicht auch mal zur Abwechslung umgekehrt -, der Titel, einige erläuternde Schlagworte wie: Die Sensation, Der Riesen-Monstre-Prunkfilm und ähnliches und die Reklame ist fertig. Der Herr Generaldirektor ist zu ­ frieden - nur das Publikum schüttelt den Kopf. Und nach demselben Schema entwickelt sich dann die spätere Reklame bis zur Uraufführung des Films. Doch ehe dies feierliche Ereignis vor sich geht, kommt noch ein großer Augenblick: das Plakat! Und war bis jetzt die Art der Reklame noch erträglich, so wird sie jetzt entsetzlich. Aus den Standphotos des Films werden die sensationellsten oder süßlichsten zur Auswahl herausgesucht und die hohe Direktion bestimmt, nach welchem Photo das Plakat entstehen soll. Der be ­ scheidene Vorschlag des ausführenden Künstlers, mal etwas anderes zu bringen, wird entrüstet abgelehnt. Es ist ja auch keine Zeit mehr, denn das Plakat wird natürlich erst im letzten Augenblick in Angriff ge ­ nommen. Ein Schnellmaler kommt - der Entwurf ist fertig, das Plakat wird gedruckt, die Farben möglichst grell, "damit es auffällt" und wenige Tage später leuchtet es von allen Reklamesäulen. Das ist der Werde ­ gang der heutigen Filmreklame. Erfreulicherweise wird in letzter Zeit von einigen Firmen versucht, die künstlerische Filmreklame zu fördern und man kann mit Genugtuung feststellen, daß diese Bemühungen wenigstens teilweise mit Erfolg durchgeführt worden sind. Wie eine Oase in der Wüste tauchen hin und wieder ein paar Plakate und Reklamen auf, die die Hoffnung wieder neu aufkeimen ließen, daß doch noch nicht alles verloren ist und langsam die Erkenntnis reift. Aber noch ist es eine Fata morgana - ein Lichtstrahl, der von dunklen Wolken des Unverständnisses bedeckt wird und in der Menge der schlechten Reklame verblaßt und verschwindet Es ist zu hoffen und muß gefordert werden, daß die kulturelle und geschäftliche Bedeutung der Filmreklame erkannt und berücksichtigt und damit die Reklamekunst als solche und das Ansehen der deut ­ schen Filmindustrie gefördert wird."


Zur Reform der Kinoreklame. vom 27. Februar 1926

"Die Reklame der Lichtspieltheater ist ein Gebiet, das bisher im allgemeinen recht stiefmütterlich behan ­ delt worden ist. Es sei jedoch registriert, daß sich in der Letztzeit allseits Bestrebungen bemerkbar machten, das Niveau der Theaterreklame zu heben - teils er ­ folgreiche, teils verfehlte Bemühungen. Bei der Wich ­ tigkeit gerade dieser Frage für den Theaterbesitzer jedoch dürfte es angebracht sein, immer wieder auf dieses Thema einzugehen, obwohl schon viele Worte darüber verloren wurden. Ich habe bereits des öfteren darauf hingewiesen, daß die Reklame unserer Lichtspieltheater zu 80 Proz. eine nicht nur unkünstlerische - denn dieser Umstand wäre noch am ersten entschuldbar, da man schließlich nicht von jedem Theaterbesitzer das Verständnis für eine künstlerische Reklame verlangen kann - sondern auch eine absolut verfehlte und wirkungslose ist. Schuld daran ist in erster Linie das mangelnde Interesse, das der Lichtspieltheaterbesitzer diesem so wichtigen Punkte seines Geschäftes entgegenbringt. Zum größten Teil glaubt er seiner Reklamepflicht genügt zu haben, wenn er das bezw. die vom Verleiher gelieferten Plakate aushängt und womöglich noch einen mehr oder minder kunstvoll gemalten Prospekt an der Front seines Theaters befestigt hat. Ueber die Beschaffenheit bezw. die Ausführung der Filmplakate an sich, soll hier nicht näher gesprochen werden, es sei lediglich bemerkt, daß der Theaterbesitzer manchmal vielleicht gut daran tun würde, das ihm gelieferte Plakat gar nicht auszuhängen, da die Ausführung dieses Kunstwerks mitunter das Publikum eher abstoßen als anziehen würde. Doch dafür kann der Theaterbesitzer nicht verantwortlich gemacht werden, anders steht es jedoch mit dem er ­ wähnten Prospekt. In verschiedenen Artikeln "Die Reklame der Lichtspieltheater" habe ich bereits aus ­ führlich über diesen Zweig der Theaterreklame gesprochen und beschränke mich daher darauf, hier nur anzuführen, daß der Theaterbesitzer, wenn er nicht einen wirklich talentierten Hauszeichner beschäftigt, lieber keine bildhafte Prospektreklame ausführen, sondern sich auf die Wortreklame beschränken sollte. Ein weiterer Faktor, der eine künstlerische Reklame der Lichtspieltheater unterdrückt, ist die Nutzbarmachung der niederen Instinkte des Publikums seitens des Theaterbesitzers für seine Reklame. Es ist geradezu haarsträubend, was auf diesem Gebiete oft - leider nur zu oft - geleistet wird. Die Erotik ist dem Theaterbesitzer für seine Zwecke höchst will ­ kommen und er benutzt sie infolgedessen in seiner Reklame ausgiebigst. Durch zweideutige und mitunter schamlose Ausführungen seiner Ankündigungen in Wort und Bild glaubt er eine besonders wirksame Reklame zu machen. Mat der von ihm gezeigte Film nun zum Ueberfluß noch einen etwas erotischen Titel, z. B. "Sündenbabel", "Diwankätzchen", "Hütet Eure Töchter" usw , so ist es geradezu erstaunlich, wie sich der Ideenreichtum des Theaterbesitzers in seiner Reklame für diesen Film auswirkt. Erstaunlich, aber höchst bedauerlich! Es sei hier nur das bekannte Beispiel angeführt, daß der Kulturfilm Ufa "Wege zu Kraft und Schönheit" von einem Theaterbesitzer in der Provinz damit "wirksam" und "ziehend" angekündigt wurde, daß er in Riesenlettern auf die nackten Mädchen, süßen Beinchen usw. hinwies. Gegen derartige Auswüchse der Reklame der Lichtspieltheater müßte eingeschritten werden und hier ist der Anfang, wo reformiert werden muß, um die Lichtspieltheaterreklame künstlerischer zu gestalten. Aber hier müßten die Theaterbesitzer unter sich einig sein und werden, und in gemeinschaftlicher Arbeit darauf hinwirken, daß derartige Reklameauswüchse in Zukunft unterbleiben, um so mehr sie auch für den Theaterbesitzer nur schädlich wirken. Die Ansicht vieler Theaterbesitzer, daß durch eine zweideutige oder - nennen wir das Kind ruhig beim richtigen Namen - profane Reklame sein Theater erhöhten Zuspruch haben wird, ist durchaus irrig, doch hierüber an an­ derer Stelle. Grundlegend erforderlich für eine Förderung der Theaterreklame, die nur im Interesse der Lichtspiel ­ theaterbesitzer liegt, ist die, wenn auch nicht immer künstlerische, so doch zum mindesten geschmackvolle Ausführung der Theaterreklame. Und hier möge nun jeder Theaterbesitzer dazu beitragen, daß diese Basis erreicht wird. Wenn sich nur jeder Theaterbesitzer einmal ernstlich mit der Reklamefrage beschäftigt und bemüht ist, die Reklame seines Theaters im Sinne obiger Ausführungen zu gestalten, so ist damit schon ein großer Schritt vorwärts getan. Und auch der Nutzen für den Theaterbesitzer wird aus einer derartigen reformierten Reklame nicht ausbleiben. Zusammengefaßt: Eine geschmackvolle, künstlerische Reklame der Lichtspieltheater fördert sowohl die Interessen der Theaterbesitzer als auch die künstlerische Entwicklung der Theaterreklame."

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