Elisabeth Bachofen von Echt: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein Artikel aus April 1934. | Ein Artikel aus April 1934. | ||
− | Elisabeth Bachofen, die Tochter der großen österreichischen Kunstfreundin Serena Lederer, ist in der künstlerischen Atmosphäre eines Wiener Patrizierhauses aufgewachsen. Gustav Klimt sah dem Modellieren des begabten Kindes zu, prüfte das Talent und gab vorsichtig Anregungen. Ein zartes Relief in Gips, schon mit Formensicherheit in eine Dreieckskomposition gestellt, zeigt einen Satyr und eine Nymphe, hellenistisch-wienerische stılerfüllte Versuche des Kindes. Mit ihrem zwölften Jahre begann regelmäßiger Unterricht unter der Leitung des Bildhauers Professor Heinrich Zita, des jetzigen Direktors der Wiener Frauen-Akademie. Andere Studien, langdauernde Aufenthalte im Ausland unterbrachen die Ausbildung, die aber im fünfzehnten Jahre durch den Eintritt in die Kunstgewerbeschule, durch ernstes Arbeiten unter der Leitung von Prof. Powolny fortgesetzt wurde. Dann trat sie unter die Leitung der Bildhauerin F. Riesz, der Großsplastikerin, um Großplastik und Figurenkomposition auszubilden. Diese bedeutende Lehrerin, deren großes Können und eindringende pädagogische Begabung Elisabeth Bachofen auch heute noch verehrt, hat ihr viel gegeben. Aber schon mit ı8 Jahren hatte die junge Künstlerin das Bedürfnis, selbständig weiterzuarbeiten und so hat sie eigentlich die entscheidenden künstlerischen Entwicklungsjahre allein verbracht. Etwas Kraftvolles, stark Vitales ist der Bildhauerin Bachofen eigen. Klar tritt in ihrem Schaffen, wie ın ihrer Persönlichkeit eine ungewöhnliche Schärfe “ durchgeistigter Intelligenz hervor. Auch hat sie die Gabe, sich in die dargestellten Menschen lebendig einzufühlen und nicht nur die körperliche Ähnlichkeit im Porträt lebensvoll herauszuholen, sondern auch durch die Technik, durch den ruhigeren oder temperamentvollen, gebändigten oder nervösen Rhythmus der Arbeit und Oberfläche, die Persönlichkeit zu charakterisieren. Das Porträt ıhres Gatten, Baron Bachofen, aus dem Jahre 1923, zeigt die Ruhe und Frische des schaffenden jungen Menschen. Eine starke Persönlichkeit trıtt uns in dem Porträt des Grafen Hubert zu Sweerts-Sporck entgegen. Der vergeistigte, sprühend-leidenschaftliche, überlegen-nervöse Charakterkopf Sporcks, der als Maler, Romancier und Religionsphilosoph hervorgetreten ist, blickt uns voll fesselnder Geisteskraft entgegen. Liebenswürdig, frisch, aber nicht sentimental, stellt die Bildhauerin Kinder im Porträt dar und hat damit schon Erfolg geerntet. Neue, großangelegte Arbeiten im Atelier der Künstlerin harren noch der Vollendung. Sie zeigen den inneren Auftrieb, die Energie und geistige Konzentration, mit der Elısabeth Bachofen in freier Eigenart, aber mit sorgfältiger Beobachtung der Natur- und Formgesetze ihre Entwicklung als schaffende Künstlerin fort und hinaufführt. | + | Elisabeth Bachofen, die Tochter der großen österreichischen Kunstfreundin Serena Lederer, ist in der künstlerischen Atmosphäre eines Wiener Patrizierhauses aufgewachsen. Gustav Klimt sah dem Modellieren des begabten Kindes zu, prüfte das Talent und gab vorsichtig Anregungen. Ein zartes Relief in Gips, schon mit Formensicherheit in eine Dreieckskomposition gestellt, zeigt einen Satyr und eine Nymphe, hellenistisch-wienerische stılerfüllte Versuche des Kindes. Mit ihrem zwölften Jahre begann regelmäßiger Unterricht unter der Leitung des Bildhauers Professor Heinrich Zita, des jetzigen Direktors der Wiener Frauen-Akademie. Andere Studien, langdauernde Aufenthalte im Ausland unterbrachen die Ausbildung, die aber im fünfzehnten Jahre durch den Eintritt in die Kunstgewerbeschule, durch ernstes Arbeiten unter der Leitung von Prof. Powolny fortgesetzt wurde. Dann trat sie unter die Leitung der Bildhauerin F. Riesz, der Großsplastikerin, um Großplastik und Figurenkomposition auszubilden. Diese bedeutende Lehrerin, deren großes Können und eindringende pädagogische Begabung Elisabeth Bachofen auch heute noch verehrt, hat ihr viel gegeben. Aber schon mit ı8 Jahren hatte die junge Künstlerin das Bedürfnis, selbständig weiterzuarbeiten und so hat sie eigentlich die entscheidenden künstlerischen Entwicklungsjahre allein verbracht. Etwas Kraftvolles, stark Vitales ist der Bildhauerin Bachofen eigen. Klar tritt in ihrem Schaffen, wie ın ihrer Persönlichkeit eine ungewöhnliche Schärfe “ durchgeistigter Intelligenz hervor. Auch hat sie die Gabe, sich in die dargestellten Menschen lebendig einzufühlen und nicht nur die körperliche Ähnlichkeit im Porträt lebensvoll herauszuholen, sondern auch durch die Technik, durch den ruhigeren oder temperamentvollen, gebändigten oder nervösen Rhythmus der Arbeit und Oberfläche, die Persönlichkeit zu charakterisieren. Das Porträt ıhres Gatten, Baron Bachofen, aus dem Jahre 1923, zeigt die Ruhe und Frische des schaffenden jungen Menschen. Eine starke Persönlichkeit trıtt uns in dem Porträt des Grafen Hubert zu Sweerts-Sporck entgegen. |
+ | [[Datei:Guoiög8u9tö.jpg|100px|thumb|Büste, Graf Hubert Sweerts-Sporck]] | ||
+ | Der vergeistigte, sprühend-leidenschaftliche, überlegen-nervöse Charakterkopf Sporcks, der als Maler, Romancier und Religionsphilosoph hervorgetreten ist, blickt uns voll fesselnder Geisteskraft entgegen. Liebenswürdig, frisch, aber nicht sentimental, stellt die Bildhauerin Kinder im Porträt dar und hat damit schon Erfolg geerntet. Neue, großangelegte Arbeiten im Atelier der Künstlerin harren noch der Vollendung. Sie zeigen den inneren Auftrieb, die Energie und geistige Konzentration, mit der Elısabeth Bachofen in freier Eigenart, aber mit sorgfältiger Beobachtung der Natur- und Formgesetze ihre Entwicklung als schaffende Künstlerin fort und hinaufführt. | ||
Die Verbindung ererbter Kultur mit hochgezüchteter Geistigkeit, eigenwilliger Intelligenz mit leidenschaftlichem Willen zur Arbeit und zur Form, intellektueller Energie mit lebensvoll sinnlichem Schaffen im Material, gibt der Erscheinung der jungen Bildhauerin Elisabeth Bachofen-Echt, Anspruch auf das ernste Interesse der österreichischen Kunstfreunde und der Öffentlichkeit. | Die Verbindung ererbter Kultur mit hochgezüchteter Geistigkeit, eigenwilliger Intelligenz mit leidenschaftlichem Willen zur Arbeit und zur Form, intellektueller Energie mit lebensvoll sinnlichem Schaffen im Material, gibt der Erscheinung der jungen Bildhauerin Elisabeth Bachofen-Echt, Anspruch auf das ernste Interesse der österreichischen Kunstfreunde und der Öffentlichkeit. |
Aktuelle Version vom 23. Juli 2020, 19:50 Uhr
Ein Artikel aus April 1934.
Elisabeth Bachofen, die Tochter der großen österreichischen Kunstfreundin Serena Lederer, ist in der künstlerischen Atmosphäre eines Wiener Patrizierhauses aufgewachsen. Gustav Klimt sah dem Modellieren des begabten Kindes zu, prüfte das Talent und gab vorsichtig Anregungen. Ein zartes Relief in Gips, schon mit Formensicherheit in eine Dreieckskomposition gestellt, zeigt einen Satyr und eine Nymphe, hellenistisch-wienerische stılerfüllte Versuche des Kindes. Mit ihrem zwölften Jahre begann regelmäßiger Unterricht unter der Leitung des Bildhauers Professor Heinrich Zita, des jetzigen Direktors der Wiener Frauen-Akademie. Andere Studien, langdauernde Aufenthalte im Ausland unterbrachen die Ausbildung, die aber im fünfzehnten Jahre durch den Eintritt in die Kunstgewerbeschule, durch ernstes Arbeiten unter der Leitung von Prof. Powolny fortgesetzt wurde. Dann trat sie unter die Leitung der Bildhauerin F. Riesz, der Großsplastikerin, um Großplastik und Figurenkomposition auszubilden. Diese bedeutende Lehrerin, deren großes Können und eindringende pädagogische Begabung Elisabeth Bachofen auch heute noch verehrt, hat ihr viel gegeben. Aber schon mit ı8 Jahren hatte die junge Künstlerin das Bedürfnis, selbständig weiterzuarbeiten und so hat sie eigentlich die entscheidenden künstlerischen Entwicklungsjahre allein verbracht. Etwas Kraftvolles, stark Vitales ist der Bildhauerin Bachofen eigen. Klar tritt in ihrem Schaffen, wie ın ihrer Persönlichkeit eine ungewöhnliche Schärfe “ durchgeistigter Intelligenz hervor. Auch hat sie die Gabe, sich in die dargestellten Menschen lebendig einzufühlen und nicht nur die körperliche Ähnlichkeit im Porträt lebensvoll herauszuholen, sondern auch durch die Technik, durch den ruhigeren oder temperamentvollen, gebändigten oder nervösen Rhythmus der Arbeit und Oberfläche, die Persönlichkeit zu charakterisieren. Das Porträt ıhres Gatten, Baron Bachofen, aus dem Jahre 1923, zeigt die Ruhe und Frische des schaffenden jungen Menschen. Eine starke Persönlichkeit trıtt uns in dem Porträt des Grafen Hubert zu Sweerts-Sporck entgegen.
Der vergeistigte, sprühend-leidenschaftliche, überlegen-nervöse Charakterkopf Sporcks, der als Maler, Romancier und Religionsphilosoph hervorgetreten ist, blickt uns voll fesselnder Geisteskraft entgegen. Liebenswürdig, frisch, aber nicht sentimental, stellt die Bildhauerin Kinder im Porträt dar und hat damit schon Erfolg geerntet. Neue, großangelegte Arbeiten im Atelier der Künstlerin harren noch der Vollendung. Sie zeigen den inneren Auftrieb, die Energie und geistige Konzentration, mit der Elısabeth Bachofen in freier Eigenart, aber mit sorgfältiger Beobachtung der Natur- und Formgesetze ihre Entwicklung als schaffende Künstlerin fort und hinaufführt.
Die Verbindung ererbter Kultur mit hochgezüchteter Geistigkeit, eigenwilliger Intelligenz mit leidenschaftlichem Willen zur Arbeit und zur Form, intellektueller Energie mit lebensvoll sinnlichem Schaffen im Material, gibt der Erscheinung der jungen Bildhauerin Elisabeth Bachofen-Echt, Anspruch auf das ernste Interesse der österreichischen Kunstfreunde und der Öffentlichkeit.
Dr. E.H.
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