Von den "Caffe-Menschern" zu Gotha
Von den "Caffe-Menschern" zu Gotha.
In den späten 1770er Jahren wurde ziemlich spät für Gotha, nun auch da ein Caffeehaus eröffnet unter dem Restaurateur Steuerwald. Dieses Caffeehaus stand vor dem Stadtthor, an der heutigen Ecke Friedrichstraße/Justus Perthesstraße und war vorher in anderer Nutzung.
Bei Klebe wird es behutsam und rein bürgerlich so beschrieben: "Es empfielt sich durch seine gute Lage vor dem Siebleber Thor, an den schönen Alleen, in deren Nähe es steht... Man findet hier mehrere Gesellschaftszimmer, in deren einem ein Billiard steht."
Das hört sich alles sehr brav an, war es aber nicht. Man vergisst immer, bei jeglicher Forschung, die galanten Seiten der Stadt. Steuerwald wurde in den Bürgerlisten immer als Billiardeur geführt, da der Beruf des Cafehausbesitzers eindeutiger Aussage war. Im Kaffeehause wurde zudem nicht nur Billiard gespielt, sondern auch Lotterie. Ein frühes Gothaer Spielcasino also mit leichten Mädchen. Mehrere Gesellschaftszimmer und nur eines Billiard, ein zweites fürs Karten und Glücksspiel. Die restlichen Räume waren Hinterzimmer. Galante Boudoirs.
In Form der Caffehäuser kamen nämlich ab dem 18. Jahrhundert die ersten Animierhäuser auf. In diesen Caffeehäusern gab es von vornherein nur Damenbedienung. "Kaffeemenscher" nannte man die bedienenden Mädchen, deren Ruf schon sehr früh überaus berüchtigt war. Im "Frauenzimmer-Lexikon" heißt es über diese Dirnenkategorie:
"Caffee-Menscher heißen, nach heutiger Art zu reden, diejenigen verdächtigen und liederlichen Weibes=Bilder, so in denen Caffee=Häusern das anwesende Manns=Volck bedienen, und ihm alle willige Dienste bezeugen."
Einige Wirte hatten deshalb bereits Dirnen im Hause wohnen, so bei dem Umfange des Gothaischen Kaffeehauses. Deshalb auch die Lage damals noch vor den Stadtwällen.
Später allerdings, noch in den 1820er Jahren, wurden solcherlei Sitten im Gothaischen Kaffeehause abgeschafft und so wurde es später zum Hotel "Stadt Coburg". Abgerissen in den späten 1980er Jahren.
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