Zum Epitaph der Bäckerfamilien Musbach, Krafft und Fischer.
Zum Epitaph der Bäckerfamilien Musbach, Krafft und Fischer auf dem alten Gottesacker zu Gotha.
Das Epitaph kommt daher als Meisterwerk Gothaischer Bildhauerkunst des Rokoko. Es stand bis zum Jahre 1901 an der Nordmauer des alten Gottesackers, direkt östlich neben der Gruft Heydenreich/Purgold. Es wurde abgebaut und ist heute erhalten im Oktagon des Herzoglichen Museums. Das Epitaph stammt aus dem Jahre 1750.
Das Photo zeigt des Epitaph um 1890 auf dem alten Gottesacker.
Im oberen Teile zeigt das Epitaph den Bäckermeister Zachartias Fischer mit seiner Ehegattin Elisabeth Fischer, welche eine geboremne Hellfeld aus Sundhausen gebürtig war. Er war ihr dritter Ehegatte. Die beiden Portraits befinden sich in oval, bewust brotformig dargestellten Cartouchen. Darunter befindlich zu beiden Seiten zwei dargestellte Schilde. Auf dem linken Vita des ersten Ehemannes der Frau, dem alten Bäcker Musbach. Auf dem rechten Schilde die Vita ihres zweiten Ehegatten, dem Bäcker Krafft. Dazwischen zu sehen, ein Bildnis ihrer Tochter mit dem zweiten Gatten, welche mit 2 Jahren und 33 Wochen verstarb.
Darunter, das untere Drittel einnehmend, eine rokokal verrahmte Cartouche. Diese enthalt die Vita des Ehepaares.
Beschreibung des Epitaphes durch Rudolf W.L. Jacobs.
Dahier nun die Transkriptionen der Cartouchen, welchen von Rudolf W. L. Jacobs besorgt wurden; danach noch eine Beschreibung zum Epitaph und einige Anmerkungen.
Text der großen Catouche:
"Alhier ruhen in Gott seel. entschlaffen der Meister Johann Zacharias Fischer Bürger und Weiß Becker alhier nebst dessen Ehe Consordin Frau Elisabetha Fischerin eine geb. Hellfeldin. Er wurde gebohren den 24 Martii Ao. 1685 in He= ringen. Sie ist geb. den 30 Decemb. Ano. 1673 in Sundhaußen. Er starb seel. den 26. 7br. Ao. 1750 seines Alters 64 Jahr. Sie starb seel. Den 9 Junii ano. 1747 Jhres Alter 74 Jahr. Ach Gott ! Hilff daß wir all zugleich bald in dein reich kommen u. bleiben Ewiglich."
Die letzten beiden Zeilen sind eine Bearbeitung der letzten, nämlich 18. Strophe des Kirchenliedes „Von Tod und Auferstehung“ im Gesangbuch des Johann Anastasius FREYLINGHAUSEN, Halle 1758, „Ich hab mein Sach Gott heimgestellt“ von Johann Leon.
Linke Cartouche:
"Hier ruhet in Gott seel: weyl: Herr Johann Martin Mußbach, gewe= sener Stadt Lieutenant u: Weiß Becker allhier; hat sich verEheliget mit Jfr: Eli= sabetha Hellfeldin, starb seel: ohne Kind: Seegen d: 31 Jan: 1699. Aet. 70 Jahr"
Rechte Cartouche:
"Hier ruhet in Gott seel: weyl: Meist: Hein= rich Krafft, Bürger u. Weiß Becker allh: war geb: d: 18 Apr: 1668. trat in die Ehe 1702 mit Fr. Elisab: Mußbach= in eine geb: Hellfeldin: er= zeuget mit derselben 1. Töchterl: starb seel: d: 22 Junii 1712 aetat. 44 J:"
Text um das mittige Bildnis:
"Dorotha: Magd. Krafftin alt 2. J: 33. W"
Aus den Inschriften ergibt sich folgende Genealogie:
Elisabeth HELLFELD
- Sundhausen b. Gotha 30.12.1673, + (Gotha) 9.6.1747, 74 J.;
oo 1) Johann Martin MUSSBACH
- (Gotha) 1628 err., + (Gotha) 31. 1.1699, 70 J.
Weißbecker u. Stadt-Lieutenant zu Gotha; Ehe ohne Kinder
oo 2) (Gotha) 1702 Heinrich KRAFFT
- (Gotha) 18.4.1868, + (Gotha) 22.6.1712, 44 J.
Bürger und Weißbäcker zu Gotha; 1 Tochter
oo 3) nach 1712 Johann Zacharias FISCHER
- Heringen 24.3.1685, + (Gotha) 26.9.1750, 64 J.
Bürger und Weißbäcker zu Gotha
Kind aus 2. Ehe: Dorothea Magdalena KRAFFT + Gotha 2 Jahre u 33 Wochen alt
Dieses Epitaph berichtet von einem typischen Beispiel für eine Geschäftstradition und zwar in weiblicher Linie:
Junges Mädchen aus dem Nachbarort Sundhausen heiratet in die Stadt Gotha ein, einen alten gutsituierten angesehenen Bäckermeister (Stadt-Lieutenant), der mit 70 Jahren 1699 stirbt. Sie ist bei seinem Tode gerade 25 Jahre alt und wird auf diese Weise Inhaberin einer Bäckerei und damit eine begehrte Partie; erst nach ca 2 Jahren heiratet sie 1702 einen fast gleichaltrigen Mann, ebenfalls einen Weißbäcker, der ihre Bäckerei übernimmt. Mit ihm hat sie nur eine Tochter, die aber mit 2 Jahren stirbt. Der 2. Mann stirbt 1712 nach 10 Jahren Ehe mit 44 Jahren. Sie ist zum 2. Mal Witwe und erst 38 Jahre alt.
In 3. Ehe heiratet sie einen 12 Jahre jüngeren Mann, der von auswärts zugezogen und ebenfalls Weißbäcker ist, durch die Heirat einen guten Start in Gotha bekommt und Bürger und Meister wird. Sie stirbt 1747 im Alter von 74 Jahren, ihr 3. Mann überlebt sie nur um 3 Jahre und stirbt 1750 im Alter von 64 Jahren. Anscheinend blieb die 3. Ehe ohne Kinder.
Auf dem Epitaph erscheinen mit Portraits die Probandin selbst mit ihrem 3. Mann und ihrem Kind aus 2. Ehe; die beiden vorhergehenden Ehe-Männer werden nur kurz in Kartuschen beschrieben.
Urheberrechtshinweis
ARCHIV DER SCHLESWIG-THUERINGISCHEN FAMILIE JACOBS Werkverzeichnis Gothaer Hofmaler Paul Emil JACOBS http://blog.familienarchiv-jacobs.de/ Deutsches Geschlechterbuch (DGB), Bd. 214, S. 267-946 Pastor Rudolf W. L. Jacobs, Friedrich-Ebert-Str. 43, D - 59425 Unna, Tel. 02303 158 52 e-mail: rwljacobs@aol.com